Auf dem Weg vom Poppelsdorfer-Schloss zum Bücherschrank, wo ich mir ein paar Zeitschriften mitnahm, begab ich mich zur S-Bahn nach Tannenbusch im HBF. Ich war im T-Shirt und hatte in der linken die Zeitschriften und in der rechten Hand meine Jacke festgehalten, welche über meiner Schulter lag.
Ich setzte mich genau vor den Bildschirm und guckte mir die Zeitschriften an, bis die Bahn kam. Ich stand erst etwas später auf als alle anderen und war daraufhin einer der letzten in der Warteschlange zur letzten Eingangstür am Ende des Zuges.
Aufeinmal fiel mir eine Auseinandersetzung zwischen einem betrunkenen Schwarzafrikaner und zwei arabischstämmigen Landsleuten auf. Der schwarze, mit Bierflasche in der Hand, wollte die beiden Araber nicht in die S-Bahn steigen lassen. Der Grund war nicht zu verstehen und deswegen kam die Situation etwas obskur rüber.Die Araber wollten darauf nicht eingehen und versuchten sich von ihm loszumachen, aber er stellte sich ihnen in den Weg, und ein anderer schwarzer, großer Typ, eher auf der Seite der Araber, versuchte den schwarzen wegzuziehen. Der ganze Knäuel drängte sich so immer weiter Richtung EIngang, und es ergab keine Lösung. Die Araber waren drin, und der schwarze versperrte die Tür und versuchte die beiden zum herauskommen zu überreden. Bis dahin gab es kaum Körperkontakt zwischen den dreien, ich sah nur einmal wie sich der ältere Araber darüber nervte das der schwarze mit seinem FInger auf seine Schulter tippte während er auf die beiden einredete nicht mit der Bahn zu fahren. Dann beschleunigte sich der Vorgang und es gab eine körperliche Auseinandersetzung. Schwer zu sagen wer angefangen hat, und wahrscheinlich ergibt diese Frage auch keinen Sinn, wobei der schwarze seine Forderung biszuletzt auf Worten hat beruhen lassen. Auffallend war die Art der Schlägerei, wobei der kleine Araber (Jugendlich) ziemlich assozial sich an der Mittelstange des Eingangs festhaltend, nach draussen getreten hatte, aber nicht nur um Prügel abzuwehren, sondern auch um immer wieder anzugreifen um damit entscheidend die Schlägerei anzuheizen. Während die Schlägerei sich dann vom Eingang nach draussen verlagerte, aber niemals so lange das die Tür zuging und der Zug hätte abfahren können, packte ich, nach einem zurückweichen aus der Bewegungszone, meine Hefte in den Rucksack und stopfte die Jacke oben drauf. Dann schnallte ich meinen Rucksack wieder auf den Rücken, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben, aber dennoch Kontrolle über meinen Stuff zu haben. Während ich wieder zurück zum EIngang ging, arbeitete sich der prügelnde Pulk gerade wieder gen Eingang vor, und trennte sich wieder so auf wie er ihn verlassen hatte, also Araber und großer schwarzer drinnen und der schwarze draussen. Daneben stand dann auch ein großer weißer der sich offensichtlich ins Gemenge eingemischt hatte, und aus der Nase blutete. Der ältere Araber hatte eine gute Beule unterm linken Auge. Der schwarze stand wieder an der Tür und sagte, das die beiden Araber ihm sein Handy zurückgeben sollten. Ich verstand dies zu dem Zeitpunkt so, das ihm während der Schlägerei das Handy von einem der beiden abgenommen wurde. Im nachhinein macht es aber durchaus Sinn zu glauben, das er schon von Anfang an die beiden deswegen nicht in den Zug einsteigen lassen wollte, was dadurch unterstützt wird, das er, während er versucht hatte die beiden am einsteigen zu hindern, meinte er würde die Polizei holen, und sie sollten bis dahin warten.
In der Situation nach der Schlägerei meinte der schwarze, das er gesehen hätte wie der große Araber dem kleinen sein Handy gegeben hätte, und er forderte, im Eingang stehend, unablässig die beiden auf ihm sein Handy zurück zu geben. Der große weiße mit blutender Nase stand neben dem schwarzen und beschimpfte die beiden Araber als scheiß Araber was aber keinen Einfluss auf die Handy Situation nahm, und der große schwarze drinnen, direkt neben den Arabern stehen, beschimpfte den großen weißen, das er sein Aids nicht im Zug verteilen solle, weil der große weiße davor ein blutiges Taschentuch gegen die Araber geschmissen hatte. Es gab diverse Anschuldigungen und mittlerweile war auch der Bahnfahrer vor Ort und holte wahrscheinlich die Polizei, oder wies andere an dies zu tun, den der Zug sollte definitiv erst einmal nicht mehr abfahren. Was niemand wirklich auffiel, war, das der kleine Araber während die Polizei gerufen wurde, sich aus dem Staub gemacht hatte, während der große Araber, der große Schwarze und alle draussen stehenden von der Polizei eingesammelt wurden.
Ich hab mich zuerst ziemlich geärgert, das ich nichts unternommen hatte, selbst dann nich, als die Bullen da waren, und ich die Situation hätte leichter klären helfen können, aber ich dachte in dem Moment, das es draussen auch genug gesehen hätten. Nachher fiel mir auch ein das ich ja grad nich krankenversichert bin, und das hätte ziemlich scheiße ausgehen können.
Auffallend insgesamt war, das niemand eingriff, obwohl es kollektiv ein leichtes gewesen wäre, alles zu regeln. Aber dafür hätte es einen Anführer geben müssen, und das wäre die richtige herangehensweise gewesen. Zwei oder Drei Männer ansprechen mitzuhelfen, um alle auseinander zu halten, und am Tatort festzuhalten. Aber es war zu sehen, das mit körperlicher Auseinandersetzung eher nur betrunkene, und das Straßenleben gewöhnte Deutsche bereit sind bei soetwas einzugreifen, und das nicht umbedingt produktiv.
Es herscht definitiv ein Mangel an körperlicher Auseinandersetztung bzw. an zivil-Courage in diesem Land. Das einen solche Situationen unvorbereitet treffen liegt einerseits, und glücklicherweise, an einem Mangel solcher Situationen für einen Normalo, und ich musste daran denken, das die Streitschlichterausbildung auf dem Schulhof hierbei schon hätte ausreichend sein können.
Bestimme Faktoren wie, ob die streitenden dem eigenen Kulturkreis angehören, und ob sie unter Drogen stehen, bzw. eben auf der Straße leben, mindert desweiteren auch die Einsatzbereitschaft für die Beobachter, eine progressive Entscheidung zu treffen.
Ich hatte keine Angst, aber war mir unschlüssig wie ich hätte helfen können, ohne zuerst sinnlos in die körperliche Auseinandersetzung zu geraten. Ausserdem weiß man, in Tabu wohnend, das sich die Araber gut untereinander kennen, und man schnell für ein produktives Eingreifen durch diese Gruppen vorbestraft werden kann, was sich zu einer folgenreichen Lebenssituation entwickeln kann.